Antwort an eine Palästinenserin von Beit Hanun

Am heutigen Freitag, den 3. November 2006, um 21 Uhr, nur drei Tage nach dem Beginn der gewaltigen Repressionsoperation, die seit dem 1. November von der zionistischen Besatzungsarmee mit Hilfe von Panzern, Flugzeugen und schweren Waffen gegen das palästinensische Volk eingeleitet wurde, und die als Ausgangspunkt das Dorf  Beit Hanun im Norden des Gazastreifens hatte, liegt die Bilanz bereits bei 32 Toten und 165 Verletzten, grösstenteils Frauen und Kinder, darunter ein kleines Mädchen von 4 Jahren. Die Moschee des Dorfes, in die sich einige Widerstandskämpfer geflüchtet hatten, wurde belagert und ist mit Dynamit gesprengt worden. Es steht nur noch das Minarett .

Etwa fünfzig palästinensische Frauen- Mütter, Mädchen oder Ehefrauen-, die sich zwischen die in der Moschee verschanzten Geflüchteten und den Panzern der zionistischen Armee stellten, sind die Zielscheibe der "Scharfschützen" der zionistischen Armee geworden, die auf den benachbarten Terrassen postiert waren. Zwei tödlich getroffen Frauen sind, wie es Millionen Fernsehzuschauer der Welt an diesem Freitag, den 3.November, "live" sehen konnten, zusammengebrochen.

Während die terrorisierten Frauen flüchteten, hat sich eine von ihnen, mittleren Alters, vor den Kameras der Welt mit diesen Worten an die arabischen Völker und an die arabischen Machthaber gewendet:
"Wo seid Ihr?.. Arabische Völker!  Wo sind Sie?.. Arabische Regierende! Warum nur dieses Schweigen?!"

Ich möchte mich mit Folgendem an jene palästinensische Frau wenden und somit versuchen ihr zu antworten:

"Was die arabischen Völker betrifft die Sie appellieren, damit sie am Widerstand ihres Volkes gegen die zionistische Armee teilnehmen, kann ich Ihnen nur sagen, dass diese Völker sich ungefähr in derselben Situation von Machtlosigkeit und Unfreiheit befinden, wie das palästinensische Volk. Diese Völker werden, wie das palästinensische Volk, vorwiegend  -um nicht zu sagen alle- von illegitimen und tyrannischen Regierungssystemen beherrscht, vom Atlantik bis zum Arabisch-Persichen Golf. Der einzige Unterschied ist, dass die Machthaber dieser Regime dieselbe Hautfarbe haben wie wir, dass sie unsere Sprache sprechen und die gleiche Religion wie unsere, zur Schau tragen.

Sie fragen sich aus gerechtem Grund, warum diese arabischen Regime nichts unternehmen um ihnen zu helfen oder sie sich zumindest wenigstens für sie einsetzen und eine echte Solidarität für das palästinensischen Brudervolk zeigen? Ich kann Ihnen auch nur erklären, dass diese kümmerlichen, arabischen Machthaber – durch ausgleichende Gerechtigkeit – selbst auch machtlos und ohne Freiheiten sind, wie ihre eigenen Völker. Die arabischen, politischen Machthaber sind den ausländischen Mächten gegenüber, die ebenfalls den Zionistenstaat schützen, so weit zuerst tributpflichtig . Diese arabischen Machthaber sind sich völlig  ihrer eigenen Illegalität bewusst, die sie dazu verurteilt ihren eigenen Völkern zu misstrauen, die somit  heute nicht mehr in der Öffentlichkeit ihre Solidarität mit ihren palästinensischen oder irakischen Brüdern zeigen können, da die Machthaber mit der Angst leben, dass sich Demonstrationen in Volksaufstände verwandeln könnten, die die unfähigen, politischen und moralisch korrumpierten Regime hinwegfegen könnten.

 Aber es ist nur eine Frage der Zeit. Denn sie wird kommen. Unweigerlich.

Schlussfolgernd möchte ich Ihnen sagen, dass ich mit Stolz festgestellt habe, dass Sie trotz Ihrer schmerzvollen Situation, im Gegensatz zu unseren kümmerlichen, politischen Hampelmännern, nicht diese Medienspielerei, die man "Internationale Gemeinschaft" nennt, appellierten. Sie haben Recht ! Die westliche Welt, die sich "judeo-christlich" nennt, die für immer voller Komplexe  durch die zionistische Instrumentalisierung der Naziverbrechen ist, empört und mobilisiert sich nur für Juden, die Araber und die Muslime der ganzen Welt werden in gewisser Weise durch eine Art von Gläubigerwechsel aufgefordert für diese Verbrechen zu bezahlen, scheinbar aufgrund eines ungeschriebenen Paktes zwischen Israel und der westlichen Welt.

Aber auch hier ist es nur eine Frage der Zeit. Die Geschichte wird Klarstellung erbringen. Unweigerlich.

Abdelkader Dehbi
3. November 2006

Übersetzung aus dem Französischen: Monica Hostettler

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